Absolutely new Girl

Darf ich vorstellen? Das ist Jessa, new girl on the block. Bitte nicht verwechseln mit der Protagonostin der Serie „New Girl“, die verwirrenderweise Jess heißt und von der rehäugigen Zooey Deschanel gespielt wird. Ja, es ist ganz schön verwirrend mit den ganzen „Girls“ , denn es scheint, dass die Serienmacher ohne dieses Wort im Titel ihrer Werke kaum was produzieren können: "Gillmore Girls", „Gossip Girl“, „Two broke girls“, „New girl“ und selbstverständlich „Girls“ von HBO, die Serie von der unser kleiner Beitrag handeln wird. Wieso eigentlich „Girl“? Ist „woman“ zu sein out? Es scheint mir, dass heutzutage für den alltäglichen Gebrauch nur das Wort „Girl“ alleine als Fachbezeichnung für junge Frauen von 20 bis 40 Jahren akzeptiert wird. Das könnte daran liegen, dass wir uns immer noch wie „Mädchen“ fühlen: Ob verheiratet, mit Kind oder einem festen Job, das weibliche Geschlecht über 30 ist heutzutage immer noch Mädel, weil offensichtlich eine Komponente, um „Frau“ zu sein, fehlt. „Sex and the City“ als Serie hat uns ein ideales Leben der New Yorker „Girls“ so um 30 herum vorgegaukelt. In „Girls“ geht es um junge Frauen über 20 - und ihre Geschichten sind alles andere als ideal. Apropos „Sex an the city“ – dies ist nur meine Meinung und sie ist die einzig wahre: Ohne „SATC“ gäbe es „Girls“ nicht. In beiden Serien geht es um vier weiße Frauen, die sich in New York auf der Suche nach ihrem Glück das Leben um die Ohren schlagen. Man könnte ellenlange Vergleiche anstellen, aber ich erspare mir die Mühe für jemanden, die darüber ihre Bachelorarbeit schreiben möchte. Es geht in „Girls“ schon viel weniger um die City, aber schon um Sex. Und der Sex, den die „Girls“ haben, ist viel unspektakulärer und realistischer, als es einer lieb wäre. Letzten Monat habe ich mich beschwert, dass in unserer Generation der Sex fehlt. Nach „Girls“ lässt sich sagen: das ganz so schlimm ist es zwar nicht, aber der Spaß daran ist der zwanzigjährigen scheinbar abhanden gegangen. Denn es gibt wichtigere Themen...

So versucht sich Hauptdarstellerin Hannah, gespielt von Lena Dunham, sich als Stimme ihrer Generation zu behaupten. Ohnehin vor Ms. Dunhams Talent muss der imaginäre Hut gezogen werden. Dieses Monster von Frau, 'tschuldigung, Mädchen hat die Serie geschrieben, produziert und die Hauptrolle besetzt. Nebenbei führt sie auch Regie. Dabei geniert sie sich ihres Körpers nicht und hält munter Brüste und Bauch in die Kamera. Lena Dunham hat keine Modelmaße, bisher bin ich vom Fernsehen 16 + etwas anderes gewohnt – einerseits bin ich geschockt und andererseits bewundere ich sie dafür. Ja, Lena Dunham schreibt Geschichte.

Diese Geschichte fängt damit an, dass Hannah von ihren Eltern erfährt, dass diese sie nicht mehr durchfüttern wollen. Der Anfang könnte aber auch der Zeitpunkt sein, als Hannahs Freundin, Jessa Johannson, gespielt von Jemima Kirke, aus dem Ausland nach New York zurückkehrt. Jessa, nicht Hannah, gewinnt den Zuschauer sofort, obwohl sie kein Engel ist - nja, zumindest äußerlich. Für Hannah braucht man etwas mehr Zeit, damit sie einem das Herz öffnet - wenn überhaupt. In der Serie gibt es keine Heldinnen, eher das Gegenteil und insbesondere trifft dies auf Jessa zu. Ihr Verhalten zeugt entweder von einem sehr freien Geist oder... Indolenz. Sie scheint sexuell frei zu sein, auch für eine Stunde, hat nur einen Babysitter-Job und trinkt „White Russian“ während der Schwangerschaft und das um die Mittagszeit. Es scheint ihr herzlich egal zu sein, was man von ihr hält. Jessa tut das, was sie will. Der Gerechtigkeit halber muss man einräumen, dass die Sympathie, die man für diese meerjungfräuliche Erscheinung empfindet, nicht nur dem Charakter sondern auch ihrem Äußeren geschuldet ist. Viele Mode-Blogs beschäftigen sich mittlerweile mit ihren Outfits und geben Ratschläge, wie man sie nachahmen kann. Ich sehe keinen Grund, warum ich nicht dasselbe tun sollte.

Outfit 1: Latte-Machato-braune, weiche Lederjacke, Hose mit Blumenustern, türkisfarbenes Top, rote Wedges, Beutel mit Nieten farblich zu den Schuhen passend, dazu lange Haare in lose Zöpfe geflochten, mit Lederbändchen festgemacht. Ein wenig Pocahontas, ein wenig Boho-Girl, ein wenig Joan Baez. Geeignet für: Abhängen auf dem Spielplatz mit eigenen oder (wahlweise) fremden Kindern, um dabei wie ein Hollywood-Star inkognito auszusehen; die fremden oder eigenen Kinder aus den Augen zu verlieren und sie dann verzweifelt zu suchen; eine Gewerkschaft für illegale Nannys von New York anzupeilen; fremden Familienvätern Köpfe zu verdrehen. Ksenias Tipp: Die Hose kann mit allen beliebigen Mustern versehen sein, Hauptsache der Hintern sieht gut darin aus. Unbedingt mit auffälligen Schuhen kombinieren.

Outfit 2: Etwas mit Federn über einem schwarzen transparenten Kleid mit großen roten Blumen, Schmuck mit türkisfarbenen Steinen, dicke Silber-Ringe, Kuvert-Tasche zum Umhängen, Haare – Gibson Girl Stil, abgeblätterter Nagellack farblich passend zum Muster des Kleides. Geeignet für: Die beste Party überhaupt; zweifelhafte Komplimente, die das Outfit mit Taxidermie in Verbindung bringen; eine Flasche Wein willkürlich auf unbekannte Menschen zu werfen; Familienväter in die Notaufnahme zu begleiten, weil sie wegen dir von unbekannten Menschen auf die Fresse bekommen haben. Ksenias Tipp: Es müssen nicht allzu viele Federn sein. Und den Wein lieber trinken.

Outfit 3:Transparentes Kleid in weiß, neonpinke Unterwäsche darunter, magentafarbenes Tuch darüber und Vintage-Kettchen mit blaugrünen Steinchen. Haare: schön brav um den Kopf geflochten. Geeignet für: den ersten Arbeitstag als Nanny bei einer Familie mit zwei Kindern, Hauptsache das Kleid ist bodenlang. Ksenias Tipp: Man kann die Arbeit schwänzen und stattdessen sonnenbaden gehen.

Outfit 4: Kimonoartiger Morgenmantel und Uggs. Geeignet für: Spaziergang mit der besten Freundin. Kombiniert mit beerenfarbenen Lippen, Ohrhängern und Katzenaugen, geeignet zur Verführung des Ex-Freundes. Ksenias Tipp: Ein Wohlfühl-Outfit für daheim, nicht vergessen, dass die Uggs in Australien mehr tasmanische Hausstiefel als Ausgehschuhwerk sind.

Aber wenn wir ganz-ganz ehrlich sind, kennt jemand ein Mädel in ihrem Freundeskreis, das diese Outfits eins zu eins umsetzen könnte ohne dabei ganz bekloppt auszuschauen? Kimono? Uggs? Die Glamour der Zusammenstellung ist bestimmt der Stadt geschuldet. Transparentes Kleid als Baby-Sitterin? Vielleicht auch für New York zu viel. Aber wenn ihr nun denkt, dass ich Jessa nicht mag, irrt ihr. Oh nein, dieses Mädchen ist toll. Ihre Arbeitseinstellung ist die einzig Richtige. Ich bin wahrscheinlich ein wenig neidisch. Ihr Leben, so wenig wie man nachvollziehen kann, ist bestimmt alles andere als langweilig. Und sie darf Feder tragen.

Ab 13. Januar geht’s mit „Girls“ weiter. Erstmal im amerikanischen Fernsehen. Ich will wissen, was aus Jessa wird.

Eure Ksenia Lapina

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